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Sonntag, 22. Mai 2011

Rundbrief Nr.3
Hallo Freunde,
Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Winter, Winter, FLUT. Die wohl am meist gefürchtete und
unangenehmste 5. Jahreszeit Manitobas' hat begonnen und alle warten darauf, dass sie endet
Sandsäcke wurden gefüllt und Dämme gebaut, jetzt gilt es darauf zu vertrauen und die Keller
möglichst trocken zu halten. Die Highways in den Süden sind überschwemmt und aus dem Red
River (Roter Fluss) ist das Rote Meer geworden. Naja zumindest für alle die nicht in Winnipeg
leben und vom Flutkanal profitieren. Uns wurde nach der Panikmache relativ schnell auch wieder
Entwarnung gegeben, Winnipeg bleibt vorerst trocken, auch wenn darunter die Dörfer in der Prairie
leiden müssen da dort unser Wasser hingeleitet wird.
Dies gibt mir allerdings die Möglichkeit sorge nfrei meinen 3. Rundbrief zu schreiben. 9 Monate
sind nun wie im Fluge vergangen und ich möchte noch garnicht ans nach Hause kommen denken.
Winnipeg:
Wie bereits erwähnt, hat eine neue Jahreszeit in Winnipeg begonnen, der Winter scheint nach einem
halben Jahr langsam dem Ende zuzugehn, wobei man das aber auch nie sicher sagen kann. (Einige
Tage nach dem ich dies geschrieben hatte, fiel 2cm Schnee über Nacht.) Winterende heißt für die
Prairie aber leider auch Hochwasser, dieses Jahr wird sogar von Rekordwerten gesprochen. Die
Flüsse schwellen auf ein maximum an und zuviele Dörfer haben keinerlei Schutz oder nur sehr
wenig. Die Nachrichen waren Monate lang voll von neuen „Floodnews“ (Flut Nachrichten) und
einige Aboriginals haben keinen Zugang zu Strom und Wasser. Und ja, ich bin in Kanada!!
Winnipeg hat das „Glück“ gut ausgerüstet zu sein nach sovielen Jahren Erfahrung, innerhalb der
Stadt haben wir keine Probleme mit dem Wasser, wir freuen uns nur, dass der Schnee weg ist.
Der Frühling ist aber nicht so schön wie man vielleicht denkt. Wenn der Schnee schmilzt, kommt
ein halbes Jahr Müll und Dreck zum vorschein und der Zustand der Straßen ist unglaublich. Durch
die langanhaltende Kälte Platzen die Straßen auf und es sind mehr Schlaglöcher als Asphalt zu
sehen. Winnipeger sind daran jedoch schon gewöhnt.
Frühling heißt für uns frische Luft nach sechs Monaten. Da die Häuser in Kanada nicht für die
Ewigkeit gebaut werden, sind sie relativ schlecht isoliert und bei -40° kann es schon mal kühl im
Haus werden, deshalb werden zum Winteranfang alle Fenster mit Folie abgedichtet, was jedoch
heißt, dass man diese nicht mehr öffenen kann. Plus trockene Heizungsluft, Essens Gerüche und
Mitbewohneren kann das Atmen schonmal zur Qual werden. Sobald wir unser Plastik von den
Fenstern gerissen hatten, wurden die Fenster für die nächsten zwei Wochen auch nicht mehr
geschlossen.
Ein weiteres großes Ereigniss für Kanada in diesen Tagen sind die bevorstehenden Wahlen. Alle –
vorallem die jüngere Bevölkerung – scheinen gegen die bestehende Regierung und gegen den
Primeminister zu sein, alle befürchten jedoch, dass sich dennoch nichts großartig ändern wird.
Interessant ist hier auch die Wahlwerbung, anstatt die eigene Partei anzupreisen werden hier oftmals
einfach die gegnerischen Parteien in den Dreck gezogen. Für mich war das anfangs schockierend, da
ich es so extrem nie erlebt habe. Ich bin aber gespannt auf die Ergebnisse.
Mit dem Fortschreiten des Jahres wächst auch die Kriminalitätsrate leider an. Ende April gab es
schon den 10. Mord in Winnipeg, seit beginn 2011. Die Zeitungen nwerden immer voller mit
Drogenmissbrauch, sexuelle Belästigung / Vergewaltigung, Raub, Körperveletzung, und und und.
Und dennoch kann ich sagen, ich fühle mich in Winnipeg sicher.
Ich bin gespannt wielang Winnipeg noch auf den Sommer warten muss und wie sich das Gesicht der
Stadt in so kurzer noch verändern wird.
WG Leben:
Nachdem ich in meinem letzten Rundbrief die schwierige Situation mit meiner Mitbewohnerin
angedeutet habe, hatten wir ein kleines Mitbewohner Meeting. Wir haben über die Schwierigkeiten
und Probleme im WG Leben geredet und wie wir sie beheben können. Leider gibt es nicht für alles
eine perfekte Lösung aber dieses Gespräch hat uns sehr geholfen. Auch die Tatsache, dass wir
nächten Monat alle zusammen in den Urlaub wollen, hat uns dazu gezwungen uns auszusprechen
und Lösungen zu finden. Ein Zeichen für Versöhnung war dann, dass wir alle zusammen zum
Busbahnhof gefahren sind und die Tickets für unseren Trip nach Toronto gekauft haben.
Nachdem wir eigentlich geglaubt hatten, alle Mäuse gefangen zu haben stellte sich aber herraus, in
meinem Zimmer sind noch welche. Leider werden wir unser Mäuseproblem einfach nicht los und
dass sie jetzt auch in den Schlafzimmern sind, macht es auch nicht angenehmer für uns.
Winnipeg Harvest:
Wie ich bereits im letzten Rundbrief erwähnt habe, wurde Winnipeg Harvest expandiert. Jetzt ist die
nervenaufreibende Phase des Unziehens und hin und her Schiebens vorbei. Endlich konnten wir
kopmlett in unser neues Lagerhaus ziehen und das macht unserer Arbeit um eineiges leichter. Der
Anbau ist zwar noch nicht zu 100 Prozent fertig aber die Bauarbeiten bzw. Bauarbeiter sind nicht
mehr in unserem Wege.
Mit dem Lager wächst auch meine Verantwortung auf Arbeit. Nachdem ich mich an den
Gablestapler und all die Trucks gewöhnt habe, durfte ich auch lernen den „Riding Jack“ zu
benutzen. Der Riding Jack ist im Prinzip ein motorisierter Hubwagen auf dem man drauf steht. Dies
macht meine Arbeit leichter, denn eine 1000kg schwere Palette mit reiner Muskelkraft zuschieben
ist nicht immer einfach.
Winnipeg Harvest verteilt nicht nur Lebensmittel, sondern hat sich auch zum Ziel gesetzt die
Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Problem des „Hungerns“ zu richten. Es werden Touren
und Seminare für Schulklassen, Kindergärten und Betriebe angeboten. Und neuerdings werden auch
wir Freiwilligen und Mitarbeiter zu Seminaren eingeladen, so habe ich an dem Seminar zum Thema
„Oppression“ ( = Unterdrückung ) teilgenommen. Es ging darum, wie bereits sozialschwache keine
Chance haben, in dieser Gesellschaft aufzusteigen. Wie der Staat es oft unmöglich macht aus der
Armut zu entfliehen. Z.B. durch steigende Steuern und Lebensmittelpreisen und gleichzeitig
sinkende Sozialhilfe. Mir wurde deutlich wie Ignorant ich Sozialhilfe gegenüber stand und mir war
nicht bewusst, wie wenig Chancen Menschen haben von dieser Abhängigkeit loszukommen.
Was mch besonders froh macht, ist dass mein Chef und meine Kollegen mich bitten meine
Aufenhalt zu verlängern und noch ein Jahr zu bleiben. Es zeigt mir, dass meine Arbeit geschätzt
wird und ich akzeptiert werde – Leider läuft mein Visum aber aus.
Ich freue mich darauf wieder nach Deutschland zukommen und wieder bei meinen Freunden und
meiner Familie zu sein. Dennoch wird sovieles anders sein und ein neues Leben wird für mich
beginnen. Der Abschied von Kanada und meinen Freunden hier wird mir sehr schwer fallen. Ich
durfte soweit schon soviel lernen über mich selbst und über Gottes Herrlichkeit und bin mit
Dankbarkeit erfüllt. Vormir liegt der letzte Teil meines Weges in Kanada und ich bin gespannt was
Gott noch für mich bereit hält.
Danke für all eure finanzielle Unterstützung, für die lieben Karten, Mails und Briefe und für all eure
Gebete.
Danke!
Beatric Rempel

Montag, 25. April 2011

Samstag, 5. Februar 2011

Vlog #7



Ja ich lebe noch